Zuerst ein Hinweis für alle, die denken, der Eingang (Klinke) auf der Vorderseite sei ein DI/HI-Z-Eingang. Das ist keiner! Und deswegen fehlen dem Sound einige Höhen, wenn man die E-Gitarre/E-Bass direkt in den Klinkeneingang auf der Vorderseite anschließt. Das ist kein Kritikpunkt, sondern ist beim Original 1073LB von Neve ebenfalls so. Vielleicht könnte man es in der Bedienungsanleitung erwähnen. Das würde für Laien verständlicher sein.
Jetzt erstmal die positiven Punkte:
Wenn man den Punkt oben beachtet und die E-Gitarre/E-Bass über eine (aktive/passive) DI-Box an den Behringer anschließt, bekommt man einen super klaren Sound. Ich habe meine E-Gitarre/E-Bass an einer DI-Box von Sansamp an den Behringer 73 angeschlossen und hatte sogar im Bypass-Modus des Sansamp einen Super-Sound, als ich dort auf der LINE-Skala des Behringer 73 unterwegs war. Mit meinem angeschlossenen aktiven E-Bass hatte ich überhaupt kein hörbares Rauschen. Super!
Zweiter Test war mit einem rauscharmen Kondensatormikrofon (Sennheiser MK4). Hier bekommt man bis zum höchtsten Wert -80dB auf der MIC-Skala einen sehr rauscharmen Sound, d.h. der Preamp selbst rauscht auch sehr wenig. Damit läßt sich dann im Zusammenspiel mit den Eingangs- und Ausgangstranformatoren sehr gut ein gewünschter Sound einstellen.
Der Trim-Regler ist ebenfalls eine super Lösung, um den Sound schnell fein einzustellen und viel besser als ein fixes -20dB Pad/+5dB Boost.
Die Plastik-(Dreh-)Knöpfe sind relativ brauchbar, wobei die Drucktaster ja dieselben sind, wie bei den Midas 500er-Modulen.
Jetzt die negativen Punkte:
Dass die 48V-Phantomspannung über den Trim-Regler ein-/ausgeschaltet werden muss, finde ich nicht gut. Ist beim Original aber auch so.
Und jetzt der Kritikpunkt, der leider zu der relativ schlechten Bewertung geführt hat: Wenn ich ein dynamisches Mikrofon (z.B. Shure SM57) oder ein passives Bändchen-Mikrofon am Behringer 73 verwende und höher als den Wert -50dB auf der MIC-Skala aussteuere, hört man das Ein- und Ausschalten der Signal-LED im Audio (so ein Klicken). Das ist sehr schlecht! Für jemanden, der den Preamp benötigt, um bei leisen dynamischen/Bändchenmikrofonen, das Signal zu verstärken, ist der Behringer 73 daher leider aufgrund des Störgeräusches für seriöse Studio-Aufnahmen unbrauchbar. Ich habe zwei Behringer 73 gekauft und das ist bei beiden der Fall. Also kein Fehler eines einzelnen Geräts. Scheint ein Fehler im Design (die Signal-LED sollte evtl. nicht in den Audio-Pfad) oder generell der Qualitätskontrolle zu sein. Ich verwende auch einen GAP73 Pre, der ebenfalls auf der Neve-1073-Schaltung basiert. Dort habe ich dieses Problem nicht. Das Original von Neve habe ich leider nicht zum Vergleich.
Leider hat Behringer beim 73 auch keinen Insert spendiert, um z.B. einen Kompressor/EQ zwischen den Eingangs- und Ausgang-Transformator zu schleifen. Der GAP73 Pre und auch der Alctron MP73a haben das. Und das Original von AMS Neve natürlich auch. Insofern relativiert sich der günstige Preis von Behringer doch wieder etwas, weil doch auch Features fehlen, die gewöhnlich bei anderen 1073-Klonen und dem Original vorhanden sind.
Fazit: Für Aufnahmen von E-Gitarre/E-Bass über DI-Box und Aufnahmen von Kondensatormikrofonen super. Für die Aufnahmen von dynamischen und passiven Bändchenmikrofonen eher unbrauchbar.
Da die hohe Verstärkung von -80dB ja hauptsächlich für die Aufnahme von dynamischen Mikrofonen mit schwachem Signla gedacht war, diese dafür aber nicht nutzbar ist, überlege ich, ob ich meine beiden Behringer 73 wieder als defekt an Thomann zurückschicke.